1974 wurden die Gemeindeorgane in Wädenswil reorganisiert. Der bisherige Gemeinderat (Exekutive) wurde zum Stadtrat, und anstelle der Gemeindeversammlung galt es ein Gemeindeparlament zu wählen. Ihr Ehemann Paul motivierte sie zum Kampf für einen Sitz im neunköpfigen Stadtrat, worin sie zusammen mit einer weiteren Frau, Isabel Schaltenbrand, auch prompt gewählt wurde. Trudi Rota wurde neben anderen Aufgaben die Bewirtschaftung der städtischen Liegenschaften, der Alterssiedlungen sowie der Stadt- und Friedhofsgärtnerei anvertraut. In persönlichen Besprechungen gelang es ihr, Vertrauensverhältnisse zu den nicht immer so einfachen Vorgesetzten der verschiedenen Unterabteilungen aufzubauen.
Nach ihrer Wiederwahl 1978 übernahm Trudi Rota die Sozialabteilung und damit das Präsidium der selbständigen Fürsorge- und Vormundschaftsbehörde. Von jenem Moment an gerieten Menschen noch stärker in den Fokus ihrer Tätigkeit. Menschen also, die in verschiedensten Nöten steckten und auf Hilfe angewiesen waren. Trudi erhielt Einblick in vielfältigste Lebensschicksale. Nicht immer stand die finanzielle Hilfe im Vordergrund. Viele Ratsuchende waren dankbar für ein gutes Gespräch und für die ihnen geschenkte Zeit. Viele konnten unterstützt werden, doch Trudi Rota musste selbst auch lernen, Grenzen zu setzen.
Schwerpunkte ihrer Arbeit in den folgenden 16 Jahren waren die Einführung der Alimenten-Bevorschussung, die Neuorganisation des Sozialdienstes, die Drogenproblematik, das stark wachsende Asylwesen und die zunehmende Arbeitslosigkeit. Immer wieder galt es, zusammen mit Nachbargemeinden und dem Kanton, Konzepte zu erarbeiten und auf Gemeindeebene Lösungen anzubieten, um neue Formen der Not wirksam zu lindern. Grosseinsatz mit unzähligen Sitzungen war gefragt für den Bau eines Erweiterungsbaus im damaligen Alters- und Krankenheims Frohmatt und die Sanierung des Altbaus. Der Einsatz hatte sich gelohnt: 1988 wurde die Vorzeigesiedlung mit einem fröhlichen Fest eingeweiht. 1991 konnte der renovierte Altbau fertig gestellt werden. Es ist sicher kein Zufall und eine besondere Ehre, dass in dieser Zeit eines der Zimmer den Namen «Rota-Stübli» erhielt.
Als eine Art «Zwischenspiel» bezeichnete Trudi Rota rückblickend ihre Parlamentsarbeit im Kantonsrat von 1979 bis 1983, zu deren ersten weiblichen Mitgliedern sie zählte. Sie konnte ihre Erfahrung als Stadträtin fruchtbar in die parteiübergreifende Kommissionsarbeit einbringen. Mit der Zeit zeigte sich, dass die Doppelbelastung in den beiden Gremien schlicht zu gross wurde. Die Politik beanspruchte allzu viel Zeit auch während an sich freien Wochenenden und Stunden, die eigentlich für die Familie reserviert waren. Nach einer Legislatur verzichtete Trudi auf eine erneute Kandidatur.
Nach dem Rücktritt von Walter Rusterholz im Jahr 1986 bewarb sich Trudi Rota um das Stadtpräsidium. Im zweiten Wahlgang verpasste sie die Wahl denkbar knapp: Nur vier Stimmen fehlten ihr zum Präsidium. So blieb sie bis 1994 weiterhin Vorsteherin der Sozialabteilung und beendete anschliessend ihre politische Laufbahn nach 20 Jahren im Stadtrat.
Im Leben von Trudi Rota ist vieles gelungen, sehr oft nur dank grössten persönlichen und kräftezehrenden Einsatzes. Andere persönliche Anliegen und Wünschen blieben oft unerfüllt.
Trudi Rota beeindruckte innerhalb und ausserhalb der CVP mit ihrem Sinn für ein Miteinander über Parteigrenzen hinweg und ihrem unermüdlichen Schaffen. Ihr guter Rat war ein wichtiger Impulsgeber für das politische Wirken ihrer Partei. Ihr bescheidenes, herzliches Wesen und ihr grosses gesellschaftliches Wirken wurde so für viele zum Vorbild.